Donnerstag, 27. September 2007

Wieder zurück

New York ist furchtbar.
New York ist schön.

Und jetzt? Drei Tage schlafen! Am Stück.

Verteilt

In einem kleinen Winkel
zwischen Fugen meiner Zeit
wollen willkürlich verteilte,
mit beiden vollen Händen ausgesäte
Worte ihre Wurzeln schlagen und zu Sätzen wachsen

J. Buffo

Freitag, 21. September 2007

Träume




Wir aßen als Kinder unsere bunten Träume
mit goldenem Besteck von porzellanweißen
Tellern. Sorgsam wurden sie zerschnitten,
filetiert und zerkaut. Wir ließen uns Zeit,
was wir nicht mochten, blieb stehen.
Mit den Jahren wurden die Teller bunt
und unsere Bestecke waren aus Edelstahl.
Dafür träumten wir nicht mehr in Farbe.


Heute essen wir Fast-Food aus dem
Imbiss von nebenan. Es ist wieder koloriert
aber wir kauen nicht mehr so genüßlich.


J. Buffo

Wer etwas

Wer etwas durch die Blume sagen will,
muß ein Blatt vor den Mund nehmen.

J. Buffo

Bulletin

"Naja,", meinte mein Arzt, Dr. Brunner, heute zu mir, "dös ist ganz einfach, wann´s noch a poar Jahr länger lebm wolln und woas von ihrer Pension hoabn: Hörns aaf zum rauchen, treibn Spoart und reisn nicht mehr so oft in dera Wöatg´schitn herum!" (So ungefähr schaut es aus, wenn ich schreibe wie er spricht)

Als ich aus der Praxis kam, sah ich, wie er in seinen Wagen stieg und sich eine dicke Zigarre ansteckte. Ich grinste ihn an, er kurbelte das Fenster herunter und sagte in fast perfektem Hochdeutsch zu mir: " Ich weiß es, Sie wissen es, alle wissen es, - aber sagen mus ich es trotzdem!" Trat aufs Gas und entschwand.

Montag, 17. September 2007

Hamburger

Freiheit für die Hamburger:
Nieder mit den
imperialistischen Semmeln!
Graffitispruch in einer Altstadtkneipe.



+

Samstag, 15. September 2007

Sprache

Ist Sprache und vor allem: Sind ihre Regeln nur ein überholtes Relikt aus brauner Vergangenheit? Nein!

Sprache ist lebendig, wandelt sich und wir setzen uns damit und darüber jeden Tag auseinander. Damit wir einander verstehen, und zwar überall in unserem Sprachraum, sind bestimmte Regeln nun einmal notwendig und an die sollte man sich halten.

J. Buffo

Donnerstag, 13. September 2007

Reisender

Bin Reisender zwischen den Welten
nicht dort zu Hause, selten hier
doch dort wie hier kann ich vermelden
statt Schnaps trink ich lieber Bier.

J. Buffo

Okay, okay, ist nicht unbedingt der beste Reim,
aber mir fiel gerade nichts bessres ein - um ein Lebenszeichen von mir zu geben. Bei Gelegenheit kann ich die Zeilen wieder streichen.

Montag, 10. September 2007

Nein!

Ich mag mich nicht über das Tagesgeschehen aufregen. Erstens - es ändert nichts. Zweitens - es lohnt nicht. So setze ich mich in den Sessel und denke mir meinen Teil. Manchmal sage ich es auch, - aber ich denke nicht, dass ich damit etwas verändere.

Aber vielleicht bringe ich manchen Menschen aus meinem Umfeld zum Nachdenken.

J. Buffo

Sonntag, 9. September 2007

Eine Erinnerung

"Bleib neugierig,", sagte der alte Mann damals zu mir. Diese beiden Worte und der große schwarze Hut, den er zum Abschied auf dem Bahnsteig schwenkte, sind meine lebhaftesten Erinnerungen. Der Hut wohl deswegen, weil er ihn sonst im Freien niemals absetzte, niemals!

Knapp sechshundert Kilometer und sieben Stunden später erfuhr ich auf dem Anrufbeantworter, gesprochen mit anonymer Krankenhausstimme, von seinem Tod.

Er fehlt mir oft.

J. Buffo

Nachdenklich

Mittlerweile bin ich fast vierzig Jahre alt. Es gibt immer wieder ein paar Menschen, die mir aufmunternd auf die Schultern klopfen und damit meinen, mich zu ermutigen. Auch wenn ich manchmal jung wirke, ich bin kein kleines Kind. Und ich hasse es, tätschelnd in die Backe gekniffen zu werden.

Manche finden es vielleicht hysterisch, wenn ich mich dagegen wehre, - aber für mich ist es fast so schlim wie die oft persiflierte Begebenheit mit der Mama und dem Taschentuch: "Junge, Du hast dort einen Fleck!" Und die Mama zückt das Taschentuch, spuckt drauf und fängt an zu wischen.

Samstag, 8. September 2007

Schwammerln

Es ist feucht, - aber warm. Ich glaube, heute können wir in die Schwammerln gehen. Nach Steinpilzen mit Sahne und Speck wäre mir heute. Pfifferlinge, Eierschwammerln wären auch nicht schlecht, sind aber selten geworden.
Bin nur ein Reiskorn im Wind,
leicht und flüchtig, getrieben vom Sturm.
Öffne die Hände und halte mich fest

J. Buffo

An manchen Tagen

An manchen Tagen
stelle ich mein Lachen in
den Schrank. Und hoffe, die
Leute nehmen mich trotzdem ernst.

J. Buffo

Kindermund - Überlegungen

Einige Dinge machen schon sehr nachdenklich: Gestern sind wir vier an dem alten Bahndamm entlang spazieren gegangen, Evelyn, die beiden Jungen und ich. Es ging parallel zum Güterbahnhof. Auf einem der Rangiergleise standen mehrere Wagen hintereinander von Shell. Sören sieht die Wagen, kommt zurück gelaufen, baut sich vor mir auf und sagt: "Papa, sollen wir nicht ein paar Kannister holen und ganz einfach 1000 Liter Benzin und Öl für unsere Autos dort abzapfen? Das merkt keiner und du musst nicht mehr so viel arbeiten, weil wir dafür nichts bezahlen brauchen! Dann bist du viel öfter zu Hause, wie jetzt."

Freitag, 7. September 2007

Spielzeug

Bevor der Flieger zur Landung ansetzt, wirkt selbst New York manchmal nur wie ein zu groß geradtenes Spielzeugdorf aus dem Märklin-Katalog.

J.Buffo

Wieder eine Nacht

Vor dem Fenster pirscht sich langsam der Morgen heran. Während Evelyn und die Jungs fest schlafen, geistere ich breits seit Stunden durch unser Haus, wie üblich. Meine Nacht ist meistens um zwei Uhr vorbei. Dabei ist es ganz egal, ob ich wie jetzt gerade Urlaub habe oder arbeite. Und es ist auch egal, wann ich ins Bett gehe. 10 Uhr, 1 Uhr - dann schlafe ich nur eine Stunde, bin hellwach und muss aufstehen.
So setze ich mich hin, lese, fahre den Rechner hoch, surfe, höre über den MP3 Musik, stelle den Fernseher an und zappe mich durch die Welt. Irgendwann, so denke ich immer, irgendwann muss der Körper doch müde werden.
Aber nein, auch wenn ich arbeite und von Briefing zu Meeting, von Büro zu Büro fahre, ich bleibe wach und fühle mich sogar fit und dynamisch. Mein Arzt meint, dass es mit der dauernden Pendelei in die Staaten zu tun haben könnte. Eine Art verlängerter Jet-Lag - ich frage mich allerdings, wo die Nebenwirkungen bleiben. Noch ein Tipp von meinem Arzt: Wenn ich noch etwas von meiner Familie haben will (und die von mir), dann soll ich dringend kürzer treten. Und ganz brutal ergänzt er, dass ich ansonsten meine Lebensversicherung erhöhen soll, damit meine Frau und die Kinder wenigstens ein unabhängiges, abgesichertes Leben führen können.
Nun, bis zum 40sten im Mai muss ich das alles noch so durchziehen, dann habe ich 6 Monate am Stück frei. Wenn nichts dazwischen kommt.

J.Buffo

Diesen Sommer

Diesen Sommer wurde ich mein
eigener Schatten. Als ich mich
auf die neue Waage aus dem
Fachgeschäft stellte, zeigte selbst
diese mich nicht mehr an, nur
eine schwarze Fläche. Jetzt
lasse ich es nebeln und sehe
meine Umrisse. Wieder.

J. Buffo

Verleser des Tages

Heute hatte ich Muße und bin ein wenig durch die Altstadt gegangen. An der Kaigasse, bei Bücher Stierle im Schaufenster sehe ich ein Buch, dessen Titel mich sofort interessiert: Kanalbetrachtungen. Sofort entstanden in meinem Kopf Bilder, gruselige Schächte, huschende Ratten, alte Gemäuer. Der tägliche Horror in jeder Großstadt, - auch in unserem provinzialen Salzburg. Was mögen hier für Dinge zu finden sein, wahre Schätze! Schön! Einfach nur: Schön.

Ich bin dort herein und wollte das Buch kaufen. Die Beraterin schaute mich groß an, den Titel kannte sie nicht. Kanalbetrachtungen?! Ich insistierte, schließlich hatte ich das Buch gerade mit eigenen Augen gesehen. So gingen wir zusammen vor das Fenster. Was las ich jetzt? Kanalberechnungen. Es handelt sich um ein Fachbuch für Heizungs- und Lüftungsbauer.

Wir mussten beide herzhaft lachen, solche Titelverwechslungen seien häufiger, als man meinen sollte, - sagte sie. Ich habe mich ohne Kauf verabschiedet. Vielleicht sollte irgendwann einmal jemand ein derartiges Buch schreiben. Dann gehe ich triumphierend dort hin und erzähle der Verkäuferin, dass ich seherisch veranlagt bin.

J. Buffo
Ich sollte weniger rennen und öfters genießen

J. Buffo

Donnerstag, 6. September 2007

Wenn ich nachts durch verregnete Straßen laufe, sehe ich zwei Welten. Die eine, meine, endet vor den heruntergezogenen Rolleaus und Gardinen der Häuser und Wohnungen. Die andere, deren, endet inwändig.
Beide sind real.

J. Buffo
Die Nacht ist nicht für die Menge gemacht!
Die Nacht gehört mir
und trennt
mich vom Nachbarn

J.Buffo
Irgendwo

Irgendwo auf dieser weiten Welt
Wird gerade jemand weinen
Halt nur meine Hand auf
Wird sie nass
Ich bin sicher – jemand weint um mich

Irgendwo auf dieser weiten Welt
Wird gerade jemand lachen
Sperr nur meine Ohren auf
Und klingen sie
So bin ich sicher – jemand lacht für mich

Irgendwo auf dieser weiten Welt
Wird gerade jetzt ein Kind geboren
Seh ich es an
Hör ich es rufen
Ich bin sicher – es ruft mich

Und schließlich
Irgendwo auf dieser weiten Welt
Stirbt gerade jetzt ein Mensch in Qualen
Ein letzter Blick und dann ist Frieden
Und ich bin sicher – er sah mich

Nein, ich bin´s nicht:
Der, der Wege lenkt
Und der Wahnsinn ist mir völlig fern
Ich sitz mit der Decke auf Sofa
Und gucke zum Abend fern.

J.Buffo
Ein-Zellen paaren
sich auch. Nur sonntags selten.
Knast-innen-struktur

J. Buffo
Abend am Weiher

Schau, dort hinten wimmeln Sterne
und die Abendsonne fällt gleich in die
Rosenbüsche. Nebenan die alte Birke
hält in ihrem weißen Stamm ein wenig
Licht gefangen. Jetzt sind Schatten
die Begleiter, sehnsuchtsvoll voraus
geschickt. Irgendwo bellt laut ein
Hund. Ach, ich möchte in die Ferne,
mit der Sonne weit gen Westen ziehn.
Stattdessen schüttle ich die Birke
bis ein Traum herunterfällt. Wenn
ich schlafe, schweigt auch bald
der Hund.

J. Buffo
Selbstzufriedenheit ist der Beginn jeder Stagnation.

J. Buffo